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Eine hintergründige Kriminalgeschichte, (real-)satirisch überhöht, ein Stück Zivilisationskritik, eine ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Fred Marmelstein ist Cheflektor eines großen Verlages. Intrigen, Querelen und der gewöhnliche Zynismus des Literaturbetriebes verschaffen ihm einen mehr oder weniger freiwilligen Abgang aus dem Berufs- und Verlagsleben. Er bewilligt sich selber eine „Abfindung“ von 2,4 Millionen aus dem Verlagsetat und flieht mit seiner Freundin Clara, einer Galeristin, zuerst nach Zürich. Geplant ist, gemeinsam woanders neu zu beginnen. Die gute Gelegenheit dazu gibt’s deshalb, weil der Verleger Morkamp über Jahre hinweg Honorarabrechnungen zu Ungunsten seiner Autorenschaft manipuliert hat und offiziell schwerlich etwas gegen die Veruntreuung unternehmen kann. Marmelstein setzt sich nach Nordkanada ab, wohin ihm Clara zu folgen verspricht. Doch dann gibt es Komplikationen, alles entwickelt sich ganz anders als geplant – und auch die "Verwandlung", der Ausstieg, fällt so leicht nicht: Man nimmt sich selber immer mit.

Pressestimmen

"Ein Roman aus dem Zentrum der Widersprüche unserer Existenz. Ein Gesellschaftsroman unserer Zeit." (Norddeutscher Rundfunk)

"Wolfgang Bittner hat dieses Abenteuer hintergründig, spannend und mit vielen kleinen satirischen Nadelstichen geschrieben, bei denen er vor nichts und niemandem zurückscheut..." (Kölner Stadt-Anzeiger)

"Ein dialogreicher, ebenso spannend wie genau erzählter und zugleich nachdenklich stimmender Roman." (Fuldaer Zeitung)

"Ein Buch also, das sich einer vordergründigen Deutung entzieht und stattdessen ein breites Motivgeflecht bietet, komplex, wie nur das Leben selbst." (Deutsche Welle)

"...ein Roman, dem man eine große Leserschaft wünscht. Und mehr noch: Lange hatte man einer großen Leserschaft einen solchen Roman gewünscht." (Schlesisches Wochenblatt)

"Die rau-exotische Szenerie, die der Autor mit bewährter Kennerschaft und fast schon virtuos in der Behandlung der Atmosphäre und der charakteristischen Details des Trapper- und Fischerlebens fern von Europa entwirft, hat durch die mit der Story verwobene Literaturdiskussion einen zusätzlichen Reiz gewonnen ...Der Autor hat es über einige Kapitel hin vorzüglich geschafft, auch dem Leser etwas von jenem Hauch eines freieren, ursprünglicheren Lebens zu vermitteln." (neues rheinland)

"...Prädikat wertvoll. Spannend, still und hintergründig, sehnsuchtserzeugend in den Beschreibungen der kanadischen Landschaft..." (Nürnberger Zeitung)

Leseprobe

Es war inzwischen fünf Uhr. In den Verlag zu fahren, hatte er keine Lust mehr. Wozu das alles? Sicher, manches machte auch Spaß. Aber das Gefühl, wie ein Hamster im Laufrad lediglich Energien abzuarbeiten, nahm von Jahr zu Jahr zu. Jetzt beabsichtigte Morkamp, seinen unfertigen Sohn mit neuen Aufgaben im Verlag zu betrauen. Diesen Fatzke, der, um seine Komplexe zu kompensieren, ständig jemanden beleidigte. Der zu nichts taugte, nur herumscharwenzelte und schwadronierte, anderen durch seine Einmischungen nur noch mehr Arbeit machte, als sie durch die notorische Personalknappheit ohnehin schon hatten.

Die Frage kam immer wieder, immer häufiger: Wozu das alles? Man müsste konsequenter sein, dachte er. Ich müsste Konsequenzen ziehen. "Wenn es dich auf der einen Seite drückt, drehe dich um auf die andere." Einfach aufhören, aussteigen aus der Tretmühle, kurzen Prozess machen. Wenn er Clara nicht hätte, wäre er schon längst... Ja, was wäre er? Wohin wäre er? Gab es eine Alternative? Natürlich gab es die, es gab immer eine Alternative. Aber wie sah die aus? Womöglich hätte er..., vielleicht.

In letzter Zeit träumte er manchmal vor sich hin. Am hellen Tage, trotz der Arbeitsüberlastung, trotz der vielen Pflichten und Termine. Oder deswegen. Als er bei Roberts in New York war und an einem warmen Frühlingstag die seit Jahren beabsichtigte, aber immer wieder verschobene Dampferfahrt zur Freiheitsstatue und um Manhattan unternahm, hatte er auch so einen Tagtraum. Auf einmal war ihm, als gebe es dieses brodelnde, brummende, steinerne New York überhaupt nicht. Das Gefühl verdichtete sich immer mehr: Diese Ansammlung von Wolkenkratzern, Straßenschluchten, kilometerweiten Steinhaufen und Blechlawinen gehörte nicht hierher. Stattdessen sah er Wald vor seinem inneren Auge, Wiesen; und Wasser, blau wie der Himmel, ein winziges Rindenkanu auf dem Hudson, am Ufer ein paar Hütten. Später, im Metropolitan Museum vor den dunklen Herrscher- und Honoratiorenporträts, wurde ihm plötzlich bewusst, dass in jedem Jahrhundert die Unlebendigen und Blutleeren, wie auch die Gnadenlosen, den Ton angaben. Abends hinkte eine Schwarze, ihren hochhackigen Schuh ohne Absatz in der Hand, durch Harlem; er sah es aus dem Taxi vom Broadway aus. Noch später, nachdem er mit Roberts in Chinatown viel zu fette Ente gegessen hatte, überkam ihn im Hotel eine Gallenkolik, die ihn Stunden seines Lebens kostete. In letzter Zeit hatte er öfter das Gefühl, irre zu werden. Das musste er für sich behalten. Er atmete mehrmals tief ein und aus.

Vielleicht war Clara schon zu Hause. Als er unter ihrer Privatnummer anrief, nahm sie tatsächlich ab. "Hast du die Galerie schon geschlossen?" fragte er.