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Nach Ärztepfusch knapp dem Tod entronnen, begibt sich der Schriftsteller Ludwig Mahler in eine Kurklinik. Trotz seiner gesundheitlichen Probleme genießt er den Aufenthalt, gerät aber zunehmend in eine Lebenskrise. Die leidenschaftliche Beziehung zu einer attraktiven Frau bringt für ihn die Wende. Sie bringt ihn aber auch in Konflikt mit der Liebe zu seiner Frau.
Wieder zu Hause, setzt Mahler die Affäre, die zu einer Obsession wird, fort. Sein bester Freund scheint seine Ehe endgültig in Gefahr zu bringen.
Das Buch stellt eine zentrale Frage: Wie wichtig ist über das Subjektive hinaus das gemeinsame Welt- und Politikverständnis für zwei Menschen und ihre Liebe?

Pressestimmen

„Ein spannendes Buch, literarisch, politisch, philosophisch, sensibel, unterhaltsam, charmant, tiefschürfend, geistreich, informativ, sprachlich brillant … Alles fügt sich ganz selbstverständlich und ohne modische Sperenzchen, der Autor hält das Niveau von der ersten bis zur letzten Zeile.“ (amazon.de)

„Ein spannender Beziehungsroman über Menschen in einer Lebenskrise und vor einer entscheidenden Wende.“ (NDR 1 Niedersachsen)

„Die unterschiedlichen Lebensverhältnisse entpuppen sich als Zerreißprobe für die Kurschatten-Affäre. Bittner beschreibt sie wohltemperiert, mit souveränem Überblick und großer stilistischer Sicherheit.“ (Hessische/ Niedersächsische Allgemeine)

„Wolfgang Bittner ist ein erfahrener Romancier … Seine Sprache ist meisterhaft, sein humaner Ansatz imponierend. Dass er politische und philosophische Diskurse oder Zitate von Franz Werfel, Max Frisch, James Fenimore Cooper oder Herman Melville einbezieht, ist eine zusätzliche Bereicherung. Ein gelungener Roman, gut zu lesen, spannend, unterhaltend und dennoch mit Tiefgang.“ (Neue Rheinische Zeitung)

„Eine Geschichte über einen Mann, der sich im Leben etabliert hat, für den sich aber plötzlich nach einer ernsthaften Erkrankung existenzielle Fragen stellen.“ (WDR 5)

„Glaubwürdig und nachvollziehbar beschrieben.“ (BuchMarkt)

„Über den unerklärbaren Reiz des Anderen und den menschlichen Zwiespalt zwischen Vernunft und Verlangen geht es um die Frage nach der Wichtigkeit eines gemeinsamen Weltverständnisses einer Liebe, und so rücken diese Themen als Schlüsselmomente der Erzählung langsam in deren Zentrum vor. Bittners Stil ist geprägt von klaren, einfachen Sätzen voll präziser Andeutungen und zieht in sicherem, beständigem Rhythmus die Geschichte auf.“ (Wiesbadener Tagblatt)

„… große und letzte Fragen …, vor allem über die Tiefe von Beziehungen.“ (Landeszeitung für die Lüneburger Heide)

„Großes Kompliment. Im Gegensatz zu manchem vielgelobten anämischen Roman der deutschen Gegenwartsliteratur … eine große Menge Stoff aus der Wirklichkeit hier und heute wie aus dem Überbau, der Bewusstseinssphäre bis hin zur gegenwärtigen politischen Lage verarbeitet. Großartig das Finale, das in New York stattfindet.“ (Prof. Dr. Franz Norbert Mennemeier)
„Bittners neuer Roman analysiert einen Seitensprung und die Folgen.“ (Göttinger Tageblatt)

„… vermittelt der Autor Erfahrungen und Gefühle. Obgleich spannend zu lesen, ist das Buch kein reiner Unterhaltungsroman. Der Leser ist aufgerufen, sich mit Grundfragen des menschlichen Zusammenseins, aber auch mit Fragen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Ein spannendes, recht anspruchsvolles Buch, bei dem man sich Zeit zum Lesen nehmen solle. Es bietet viel Diskussionsstoff.“ (Ev. Literaturportal, Newsletter)

„… einer, der sehr wohl hinschaut, … entsprechend schreibt er auch nicht einfach nur Unterhaltungsliteratur.“ (NDR Kultur)

„Typisch sind die Dialoge, die keine flache Handlung darstellen…“ (Anzeiger für Harlingerland/ Jeversches Wochenblatt/ Ostfriesische Nachrichten)

„Ein Mann ist zur Kur … und ist mittendrin – in einer Lebenskrise! … Wolfgang Bittner hat mit seinem Buch ‚Schattenriss oder die Kur in Bad Schönenborn‘ mehr als eine Liebesgeschichte geschrieben. „(Radio Berlin Brandenburg, radio eins)

„Wolfgang Bittner gelingt mit seinem jüngsten Buch das Kunststück, ganz und gar nahes, gegenwärtiges und keineswegs außergewöhnliches Erleben des fiktiven deutschen Schriftstellers Ludwig Mahler zu erzählen und uns dennoch gefangen zu halten … Bittner geht es nicht nur um fesselnde Unterhaltung. In den Gesprächen und Disputen des Buchs zeichnet sich die Kontur der Gegenwartsprobleme und ihrer widersprüchlichen Reflexe in den Köpfen ab … Nicht zufällig entscheidet sich das Schicksal einer Kurbekanntschaft, die im deutschen Mittelgebirge beginnt, auf Manhatten.“ (Leipzigs Neue)

„Ein sehr gelungener Roman. Ich gratuliere Autor und Verlag!“ (Prof. Dr. Norbert Honsza, Breslau)

Leseprobe

Sie kam aus einem der Seitenwege heraus, als Mahler schon fast vorbei war, und offensichtlich hatten sie beide denselben Weg hinunter und durch das Kleingartengelände zurück zur Kurklinik. Mahler grüßte und Françoise Dubois dankte. Er mochte nicht einfach so weitergehen, deshalb rief er ihr zu: „Sie scheinen gut zu Fuß zu sein!“
„Ja“, rief sie zurück, „es macht mir Spaß, ein bisschen herumzustrolchen.“
Er blieb nun doch stehen, bis sie ihn eingeholt hatte. „Haben Sie nicht Angst, so ganz allein hier im Wald?“
Sie lachte. Ein angenehmes, herzliches Lachen. „Nein, ich gehe gern allein“, erwiderte sie und fügte mit einem Seitenblick, den er als schelmisch deutete, hinzu: „Am liebsten allein und ohne männliche Begleitung.“
Eine Provokation. Mahler schluckte. Also doch noch nicht so emanzipiert, wie es scheint. „Männergeschädigt?“, nahm er die Herausforderung an.
Jetzt lächelte sie. „Keineswegs. Aber die meisten Männer reden ständig belangloses Zeug, solang der Tag reicht, und letztlich wollen sie doch nur das eine.“
„Das Belanglose ist eine Sache“, ging er darauf ein. „Über die andere brauchen Sie sich doch nicht zu wundern. Freuen Sie sich, Sie sind eine attraktive Frau. Andere Frauen haben es viel schwerer.“
Jetzt lachte sie wieder ihr ungezwungenes herzliches Lachen. „Sie haben recht“, lenkte sie ein und hakte sich mit einem ganz kleinen mädchenhaften Hüpfer spontan bei ihm ein. „Gehen wir ein Stück zusammen“, rief sie fröhlich.
Von ihrer Spontaneität angesteckt, fragte er in einem Anfall von Übermut, ob sie wisse, dass ‚zusammen gehen’ in einigen Gegenden soviel heiße wie befreundet sein, eventuell sogar ‚miteinander schlafen’.“
„Sehen Sie“, kicherte Françoise. „Da haben wir es. Ich habe es doch gesagt!“
Er war sofort wieder zurück auf der Erde, setzte zu einer Entschuldigung an, doch sie deutete auf die hinter den blauen Hügelkuppen untergehende Sonne und rief: „Ist das nicht schön? Ist das nicht wie ein Traum?“
(…)
Sven-Eric, zartgliedrig, schwarz gekleidet und mit einem Kinnbärtchen unter der Unterlippe, das aus wenigen Haaren bestand, wirkte eher schüchtern. Mahler hatte ihn sich ganz anders vorgestellt, viel robuster und temperamentvoller. Er brauchte einen Moment, um sich in die neue Situation einzufinden. Mit zusätzlicher Gesellschaft hatte er überhaupt nicht gerechnet. Mal sehen, was daraus wird, dachte er, widmete sich dem Essen und schwieg erst mal. Auch Sven-Eric schwieg, sodass Françoise sich schließlich genötigt sah, eine Unterhaltung in Gang zu bringen, um die allmählich peinlich werdende Schweigsamkeit zu beenden. „Ich hatte dich in Freiburg vermutet“, sagte sie. „Haben nicht die Vorlesungen schon wieder angefangen?“
„Schon seit einer Woche“, gab ihr Sohn zur Antwort. „Ich muss mir ein paar Bücher holen, die ich fürs Studium brauche.“
Ein Vorwand, dachte Mahler. Er muss doch gewusst haben, dass ich da bin. Warum kommt er dann? Aus Sorge um seine Mutter? Oder aus Neugier? Womöglich übernachtet er auch hier, noch dazu an unserem letzten Tag. Er empfand den unangemeldeten Besuch als einen Übergriff. Dennoch überwand er sich und fragte: „Sie studieren vergleichende Literaturwissenschaft?“
Sven-Eric nickte und ging darauf ein: „Komparatistik. In diesem Semester beschäftigen wir uns mit Schriftstellern aus dem neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert, in deren Werken das amerikanische Leitmotiv vom neuen Jerusalem im Sinne von Geld und Glauben eine Rolle spielt.“
Mahler horchte auf. „Wie ist das mit dem Geld und dem Glauben gemeint? Bezieht sich das auf die Wahlverwandtschaft zwischen Kapitalismus und Puritanismus, diese ökonomische Prädestinationslehre, die nach der Unabhängigkeit in der Literatur der USA thematisiert wurde, zum Teil recht kritisch?“
„Genau darum geht es. Um Literatur, die sich kritisch mit der These vom Reichtum als Gabe der Vorsehung auseinandersetzt, also auch mit dem Wahn, alles sei machbar, und wenn Gott uns liebt, lässt er uns reich werden.“
„Spannend“, fand Mahler. „Ich schreibe an einem neuen Roman, der allerdings in Deutschland spielt, in dem ich mich unter anderem mit solchen Fragen beschäftige: mit der Gier nach Geld als Mittel, Materie anzuhäufen und Macht zu erlangen, sozusagen aus Furcht vor der Verdammnis, wie der Soziologe Max Weber die religiöse Antriebskraft für den Kapitalismus gedeutet hat.“
Sven-Eric hatte seine Befangenheit völlig abgelegt. Er wirkte jetzt angenehm selbstbewusst und aufgeschlossen. „Damit hat sich bereits in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts James Fenimore Cooper in seinen Romanen auseinandergesetzt“, erzählte er. „Cooper beschreibt, wie die sogenannten Pioniere die Natur verwüsteten, wie sie mit Kanonen auf die Taubenschwärme feuer-ten, Seen trockenlegten, um sämtliche Fische auf einmal zu fangen und wie sie auf alles schossen, was sich in der Prärie und im Wald bewegte. Die puritanischen Yankees nannte er Heuschrecken des Westens, und später schrieb er, dass diese Heuschrecken ihre Schiffe in alle Welt schicken, um für ihre Ziele Krieg zu führen.“
Françoise zog die Stirn in Falten. „Das finde ich polemisch und ziemlich dreist“, warf sie ein. „Wir können doch froh sein, wenn die Amerikaner für uns die Ordnungsmacht spielen.“
Ihr Sohn stand abrupt vom Tisch auf und ging hinaus, obwohl sein Teller noch halb gefüllt war. „Was ist denn?“, rief sie irritiert. „Ich wollte dich doch nicht beleidigen!“ Bestürzt blickte sie ihm nach und wollte sich gerade erheben, da kam er schon mit zwei Büchern zurück, schlug eins auf und zitierte: „Es wird nicht mehr lange dauern, so zieht eine verfluchte Bande von Holzschlägern und Baumfällern auf dem Fuße nach und verheert die schöne Wildnis, welche sich so breit und reich am westlichen Ufer des Mississippi hinstreckt. Alsdann wird das Land eine bevölkerte Wüs-tenei sein vom Meeresgestade bis zu den Rocky Mountains – bevölkert, sage ich, vom Abschaum und der Hefe der Menschheit, und beraubt von allen Naturgaben und Lieblichkeiten …“
„Die Vision hat sich erfüllt“, stimmte Mahler zu, „und Coopers Aussage ist leider nach wie vor aktuell. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten als das Land der grenzenlosen Begierden. Max Weber sprach von Fachmenschen ohne Geist und von Genussmenschen ohne Herz, die sich einbildeten, eine nie vorher erreichte Stufe des Menschseins erstiegen zu haben, und er bezeichnete diese Spezies als ein Nichts.“
„Ich weiß nicht, was ihr mit dieser USA-Schelte bezweckt“, wandte Françoise ein, wobei wieder Unmut in ihrer Stimme mitschwang. „Mir ist das alles zu negativ, es trifft meines Erachtens über-haupt nicht auf die heutige USA zu. Ich bin des Öfteren drüben und schätze die Tüchtigkeit und den Realitätssinn der Amerikaner. Daran könnten wir uns hier in Europa ein Beispiel nehmen.“
Ohne auf sie einzugehen, zitierte Sven-Eric weiter: „Er betrat die Peterskirche in Albany mit ge-nau demselben indifferenten und zynischen Gehabe, mit dem er, seit er sich in der York Kolonie aufhielt, alles außer Geld zu betrachten schien. Er verfehlte niemals, dem Gelde seine Achtung zu bezeugen, in welcher Gestalt es ihm auch begegnen mochte. Geld war ihm die einzige Quelle menschlicher Auszeichnung und Vornehmheit, die er ganz klar begreifen konnte …“
„Was stört dich an dieser Analyse einer völlig vom Geld besessenen Gesellschaft?“, wandte sich Mahler amüsiert an Françoise, ihren Unwillen, der ihr vom Gesicht abzulesen war, ignorierend. „Cooper war mit seinem Roman ‚Die Ansiedler’ immerhin der erste Bestsellerautor der USA. So-gar unser Dichterfürst Goethe las und schätzte ihn.“
„Allerdings wurden seine Werke wenig später in seiner Heimatstadt Cooperstown öffentlich ver-brannt“, ergänzte Sven-Eric. „Er war seinen Landsleuten durch seine Gesellschaftskritik so verhasst geworden, dass ihn einige am liebsten umgebracht hätten.“ Noch bevor seine Mutter zu einer Erwiderung kam, hatte er das zweite Buch aufgeschlagen und las: „Den Angelsachsen mangelt es an Güte, / Die Liebe andrer Völker zu gewinnen. / Bei den Entrechteten sind sie verhasst, / India-nern, Indern – Ost und West. / Piraten sind’s, der Erdball ihre Beute, / Grau und verlogen, Mam-mons Leute, / Im Namen Christi, treu dem Geld / (Bewehrt ist ihre eherne Stirn) – / So schänden sie den letzten Hain der Welt.“
„Plumper, primitiver Antiamerikanismus!“, schalt ihn Françoise, aber ihr Sohn lachte und hielt ihr das Buch entgegen: „Herman Melville, Autor des berühmten Romans ‚Moby Dick’. Das hättest du wohl nicht gedacht.“
„Übrigens auch so ein zu Lebezeiten umstrittener Schriftsteller aus gutem Hause“, unterstützte ihn Mahler. „Er musste später als Zollinspektor im New Yorker Hafen seinen Lebensunterhalt ver-dienen, nachdem niemand mehr seine Bücher kaufen wollte. Du siehst, meine Liebe“, wandte er sich erneut Françoise zu, „wie schwierig und gefahrvoll es ist, nicht nur als Schriftsteller, sondern überhaupt als kritischer Geist zu überleben.“
„Ach ihr!“, rief sie mit gespielter Empörung. „Ihr habt euch gegen mich verschworen.“