Doppelbödig und mehrdeutig umkreist Renate Schoof den Ausgangspunkt unserer Sehnsucht, den „roten Faden“, der uns zieht. Nester aus Sprache für die Ruhepause unterwegs, als Ermutigung zu neuem Aufbruch. In poetischen Impressionen entsteht eine Wirklichkeit über, unter, neben der Realität; heller, dunkler, auch farbiger, erlaubt sie einen anderen Blick – oder lädt ein abzutauchen, sich treiben zu lassen, wie Verrückte Wolke, der als japanischer Mönch, Philosoph und Lebenskünstler 1481 sein letztes Gedicht tuschte.
Stimmen zum Buch
Renate Schoof ist eine Frau, die ihr Fantasieleben schön zu entfesseln versteht. Keine billigen Euphorien, dafür viel innere Spannung, auch Gefühle des Unglücklichseins, der Sehnsucht, im Leeren, geradezu im Nichts sich zu verlieren … Aber es gibt hier auch feine Liebesgedichte, voll Emotion, Assoziation, kühn und heftig … (Neues Rheinland)
Ihre Sprache ist luzide, die Verse einfach, dann wieder so reich an Bildern, dass Kritiker von „surrealistisch-witzigen Metaphernkonstruktionen“ schwärmen. Die Klarheit, die ihre Arbeit kennzeichnet, rührt vielleicht daher, dass Renate Schoof auch Kinderbücher schreibt und oft in Schulen liest. (Weser Kurier/Bremer Nachrichten)
Die Autorin ist durch viele Zustände, Berufe und Welten gegangen. Deshalb sind ihre Verse nicht nur glaubhaft und schlicht und treffsicher, sie überraschen mit Bildern, die nicht schon abgegriffen sind: „Wer hat die Ziele verteilt/ Und warum kommen wir/ niemals an“. (Wetzlarer Neue Zeitung)
Ihre Gedichte, von denen sie sagt, sie entstünden wie Wolken, leben von der Leichtigkeit, mit der R. Schoof ihnen Duft und Farbe gibt. Der Gefahr des Unverbindlichen, Austauschbaren begegnet die Lyrikerin durch eigenwillig kombinierte Beobachtungen und ungewöhnliche Bilder. (ekz – Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken, Reutlingen)
Textproben
Sehr alte Verabredung
Bist zurückgekehrt zu mir
Verrückte Wolke
spielst auf der Barbarenflöte
gegen das Fremdsein
und dann ziehst du mich fort
Ja, das ist der Berg Fu
das Dorf, der Garten
Die schöne Shin singt
von Wolke und Regen
von einem Frühling für alle
Du zwinkerst mir zu
Versprechen
für drei kommende Leben
Windrose
Der Vater wußte immer
wo Norden war
und den Weg durch den Wald
Das Kind aber
hatte nur einen Wunsch:
sich zu verlaufen
Fliegen
Quer über die Brücke
hastet die Plastiktüte
durchs Geländer und
hoch in den Himmel über dem Fluß
Eine Tüte voll Wind amüsiert sich
Schon möglich
sie ist aufgeblasen
Bald geht sie unter im dreckigen Fluß
Aber jetzt lacht sie
sie jubelt
Ich kann es ganz deutlich hören
und sehe:
Sie strahlt über das ganze Gesicht
Serenade
So ein kleines Geräusch
der Mensch
Herzklopfen mit einem Mantel darum
Ein Körper
um den sich Licht bricht
Nur einen kurzen Moment